Augenhöhe

 

 

Produktion von Perform[d]ance Stralsund

 

Premiere 20. Februar 2019

 

Wie bewegt man sich rollend durch die Schule, durch die Stadt und durch das Leben? Im 1. Klassenzimmerstück Tanz treffen zwei Tänzerinnen aufeinander, deren Bewegungsspielraum und Hintergrund unterschiedlicher nicht sein könnte. Virtuos, unkonventionell, humorvoll und ganz nah am Publikum loten sie die Begegnung auf Augenhöhe aus.

 

Choreographie Stefan Hahn

Tanz Magalie Saby und Dajana Voß

Bühnen- und Kostümbild Elisa Limberg

Video Şafak Velioğlu 

Theaterpädagogik Miriam Cochanski, Elisa Weiß

 

 Fotos © Şafak Velioğlu 

 

 

Ostseezeitung, 15.02.2019, Anne Ziebarth:

Zunächst wirkt alles wie ganz normaler Schulalltag. Zwei junge Frauen sitzen nebeneinander am Tisch, man neckt sich, langweilt sich, schubst sich. Dann wird klar: Trotz Ähnlichkeit der beiden Schülerinnen gibt es einen gravierenden Unterschied, bei der die Synchronität vieler Bewegungen aprupt endet. Magali ist bei der Fortbewegung auf ihren Rollstuhlangewiesen, Dajana nicht. Mit dem diesjährigen Klassenzimmerstück „Augenhöhe“ betreten das und das aus Stralsund Neuland. Nicht nur, dass es das erste für Klassenzimmer konzipierte Stück ist, in dem zeitgenössischer Tanz im Mittelpunkt steht, auch die Einbindung einer Tänzerin im Rollstuhlist eine Premiere. Wie Choreograf Stefan Hahn Magali Sagy und Dajana Voß in Szene setzt, ist bemerkenswert. Temporeich und emotional zugleich, etwa wenn die beiden in großen Runden ihre Geschwindigkeit messen, immer schneller durch das Klassenzimmer kreisen. Im kleinen Raum wirkt das Spiel noch intensiver als auf einer normalen Bühne – rennen, rollen, fallen, alles spielt sich direkt vor den Augen der Zuschauer ab. 

Dabei wirkt das Spiel nie gebremst durch die Möglichkeiten. „Das wäre der falsche Ansatz“, meint Stefan Hahn. „Wir haben nicht geschaut, was man trotz Rollstuhlmachen kann, sondern was man alles erst durch den Rollstuhlmachen kann.“ So stehen sich die beiden ausdrucksstarken Tänzerinnen auch gleichberechtigt gegenüber, die Ebenen des Blickkontakts und der Begegnung wechseln ständig, irgendwann verschwimmt, wer eigentlich behindert ist. Großen Anteil daran hat natürlich das Spiel von Magali Saby, die keineswegs hilflos ist, sondern in vielen Szenen die Krallen ausfährt und auf ihrer Maschine die überlegene Figur auf der Bühne ist. Verharmlost oder beschönigt wird in den Stück aber nichts, die Abhängigkeit vom Rollstuhlals notwendiges, sperriges Instrument bleibt immer präsent. [...]